Die Solidarische Landwirtschaft – kurz auch einfach nur Solawi genannt – ist eine Strategie, die sich in den 1960er Jahren in Japan entwickelt hat. Dabei geht eine Gruppe von Privathaushalten mit einem Landwirt oder einem Gärtnereibetrieb eine vertragliche Partnerschaft ein. Die Verbraucher verpflichten sich in der Regel, vorab - zumeist monatlich - finanzielle Beiträge an den Hof zu zahlen. Im Gegenzug erhalten sie Einfluss auf die Produktion und bekommen die frisch erzeugten Produkte des Betriebes ohne weitere Kosten. Sinn und Zweck solcher Zusammenschlüsse ist der Erhalt und die Weiterentwicklung einer regionalen und vielfältigen bäuerlichen Landwirtschaft und die Produktion frischer, gesunder und unbelasteter Lebensmittel.
Äpfel aus der Region - nicht aus Südamerika, die Karotten aus dem Nachbarort, nicht aus dem Nachbarland: Die Schaffung eines transparenten, regionalen und überschaubaren Wirtschaftskreislaufes ist gleichsam der Gegenentwurf zur vorhandenen globalisierten Supermarkt-Kultur. Die Vorteile der Solidarischen Landwirtschaft liegen für beide Seiten auf der Hand: Der Verbraucher weiß genau, welche Lebensmittel und Erzeugnisse er wo und von wem bekommt und wie die Produktion abläuft. Der Landwirt dagegen erhält Planungssicherheit und kann sich infolgedessen auf seine Kernkompetenz, sprich auf eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Bewirtschaftung, konzentrieren.
Mögliche Risiken wie etwa eventuelle Ernteeinbußen werden auf mehrere Schultern gleichmäßig verteilt. Eine solidarische Vertragslandwirtschaft ermöglicht darüber hinaus eine größere Vielfalt der Erzeugnisse. So können beispielsweise alte Obst- und Gemüsesorten angebaut oder vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen gehalten werden.
Je nach Vertrag kann auch eine mehr oder weniger intensive Mitarbeit der Verbraucher im Betrieb vereinbart werden. Die Beteiligung reicht je nach Modell von gar keinem oder nur sporadischem bis hin zu regelmäßigem aktiven Einsatz.
Die Verteilung der geernteten Produkte erfolgt entweder durch den Landwirt/Gärtner oder durch die Verbraucher. Dabei finden sich häufig Abholgemeinschaften oder der Bauer bedient ein zentrales Lager, das den Abnehmern offen steht.
Wer als Verbraucher Teil einer Solidarischen Landwirtschaft werden möchte, der kann sich einer bereits bestehenden Gruppe anschließen. Die Alternative ist die Gründung einer eigenen Solawi. Voraussetzung dafür ist es, eine Gruppe Gleichgesinnter zu finden. Und natürlich einen landwirtschaftlichen Betrieb, der dieses Projekt mit umsetzt. Aber auch ambitionierte Landwirte können die Initiative ergreifen.
Unabhängig von der Entwicklung in Japan tauchte die Idee der Solidarischen Landwirtschaft auch in Europa auf. Ende der 1970er Jahre wurde in Genf eine solche Wirtschaftsgemeinschaft gegründet. In Amerika ist diese Form des Wirtschaftens unter dem Begriff "Community-supported agriculture" (CSA) weit verbreitet und geht hier auf den biodynamischen Landwirt Trauger Groh sowie Jan VanderTuin aus der Schweiz zurück.
In Deutschland ist die Zahl solidarisch arbeitender, landwirtschaftlicher Partnerschaften beziehungsweise Gärtnerei-Kooperativen mittlerweile auf etwa 55 gestiegen. Als Vorreiter und erster Solawi-Hof in der Bundesrepublik gilt der Buschberghof bei Hamburg, der 1988 aus der Taufe gehoben wurde. 2009 erhielt er den Förderpreis Ökologischer Landbau.